Des Spielmanns Lieder
(Vogelmiere)
Des Spielmanns Lieder
Ein fahrender Musikus hatte einmal in Ilsenburg aufgespielt und sich unsterblich in die blondgelockte Tochter eines reichen Bauern verliebt. Auch die Tochter hatte seit dem ersten Treffen jedem Spiel des jungen Mannes ganz verträumt gelauscht, war ihm sogar mit ihrer Amme in andere Orte nachgefahren, ihn dort musuzieren zu hören und wer weiß, was noch. An einem lauen Abend hatte er das junge Ding unterm Wonnemondzum Tanz gebeten und wies sie ihm die Hand reichte und sich ihre Finger vorsichtig suchten und sinnlich fanden, wollten beide nie mehr voneinander lassen. Der Vater aber hielt so gar nichts von der Vorsprache des des mittellosen Jünglings. Neinn, nur ein Mann, der seiner elfenschönen Tochter ein kostbares Kleid darbringt mit tausend Sternen drauf, das ebenso schön ist wie sie, würde seinen größten Schatz zum Altar führen dürfen. Betrübt ging er von dannen, unfähig von diesem Augenblicke an, ein einziges Lied zu spielen. Kein frohes Wort wollte mehr über seine Lippen fahren, worauf er sich schweigend im Kloster Drübeck vorstellte, dort jede Arbeit anzunehmen. Er war auch fleißig, arbeitete für drei, drei ganze Tage lang und wollte wohl in Gottes Mauern durch Schinderei zum Teufel gehen. "Halt ein, mein Jüngling!", sagte da die Äbtissin, "Verhärte dein Herz nicht weiter. Nimm zum Dank für deine Dienste diesen Taler." Mit diesen Worten steckte ihm die Kirchfrau ein Pflänzlein an den Hut und schickte ihn fort. Lange war er nicht gegangen. Am Ütschenteich vorm Kloster Himmelpforte machte er Halt, dort an einer tausendjährigen Eiche vor der Mittagssonne Schutz zu suchen. Es träumte ihm von seinem Mädchen, der Elfengleichen, und wie sie sich beide zum Tanze drehten..... ach, würde er doch ewig hier liegen und träumen, dachte er noch beim Erwachen, als er auf seinem Schoß ein Bündel fand. Wie er es ausrollte, war es ein wunderschönes Kleid, bespickt mit Millionen weißer Sterne, ganz aus dem Kraut gewebt, das die Äbtissin ihm in Drübeck an den Hut gesteckt hatte und Sternenkraut oder Vogelmiere heißt! "Danke, ihr Elfen", entfuhr es seinenem lächelnden Munde, worauf er auf dem kürzesten Weg nach Ilsenburg lief. Wie der Vater der Angebeteten das Kleid sah, das wirklich so traumhaft schön war wie seine Tochter, musste er sein Versprechen halten. Die mit Sternenkraut bekränzte Elfenschöne führte er am selben Tag zum Altar! Schönere Lieder, als der Musikus auf seiner Hochzeit sang, habt ihr nie gehört!
(dem Volke abgelauscht & aufgeschrieben von Kiehne)
Kräuterwissen zur Vogelmiere
Die nach frischem Mais schmeckende Vogelmiere kann das ganze Jahr über gesammelt werden.Innerlich einzusetzen hilft die Vogelmiere bei Husten und Frühjahrsmüdigkeit, äußerlich Vogelmiere-Öl bei allen möglichen Hautreizungen oder -erkranungen, bei Schuppenflechte oder Hämorrhoiden; einen Umschlag bei Verbrennungen und offenen Wunden.
Tee
1 EL frische oder getrocknete Vogelmiere auf 1 Tasse Wasser, übergießen das Kraut heiß, lassen 8-10 Minuten ziehen, bevor es abgeseiht weird. Dieser Tee kann getrunken werden, wobei auch eine äußerliche Anwendung möglich ist: Einfach ein Leinentuch in den Tee eintunken und den lauwarmen Umschlag auf die entzündete haut oder die müden Augen auflegen.
Öl
1 Handvoll Vogelmiere in ein Schraubglas, mit Öl bedecken und gut verschlossen an einem dunklen Ort eine Woche bei Zimmertemperatur ziehen lassen, gelegentlich schütteln, dann abseihen und an einem dunklen Ort und kühlen Ort verwahren. Das Öl ist etwa ein Jahr haltbar und kann bei Hautentzündungen, Reizungen oder Schuppenflechte eingesetzt werden.
Wildkräuter-Nocken
Zutaten für 3 Personen:
3 Handvoll gemischte Wildkräuter (große Doppelhände mit z.B. Vogelmiere, Bärlauch, Brennnesseln, Gänseblümchen, Giersch, Löwenzahn, Sauerklee, Schnittlauch,Taubnessel, schmal blättriges Weidenröschen, Wiesenlabkraut)
250 g Magerquark, 2 Eier, 150 g Mehl, 50 g geriebener Käse, Gewürze, wie Salz, Pfeffer und Muskat
Zubereitung:
Ca. 50 Minuten Arbeitszeit
Die Kräuter waschen, abtropfen, kurz überbrühen oder blanchieren, dann hacken.
Den Quark, Eier, Mehl, Reibekäse und Gewürze in einer Schüssel verrühren, dann die Kräuter untermischen. Dann mit einem Teelöffel eine Probenocke ausstechen und in leicht köchelndem Salzwasser etwa 3-5 min. ziehen lasen. Hält sie zusammen, dann den ganzen Teig verarbeiten. Ist der Teig zu weich (je nach Feuchtigsgehalt des Quarks und der Kräuter) gibt man noch ein wenig Mehl dazu. Der Teig darf klebrig sein. Die fertigen Nocken z.B. mit Tomatensoße, brauner Butter oder mit geriebenen Käse servieren.
(aufgeschrieben von Sabrina Kiehne)
